Die unterschiedlichen Lebensumstände und Lebensweisen von Ordinierten in Deutschland
Beim Lesen der kommenden Beschreibungen ist es hilfreich, einige wichtige Aspekte im Hinterkopf zu behalten: einmal verbreitet sich der Buddhismus im Westen erst seit sehr kurzer Zeit und anders als in den christlichen Religionen in Deutschland, werden im Buddhismus keine Kirchensteuern erhoben. In den asiatischen Ländern werden Klöster/Tempel und die ordinierte Gemeinschaft traditionell von den Laienanhängern unterstützt und gesponsort – was als sehr verdienstvoll gilt. Der zweite Aspekt ist, dass es unterschiedliche Menschen gibt, die sich nach dem Vinaya ordinieren lassen möchten und daher auch unterschiedliche Vorstellungen zum Leben einer Nonne oder eines Mönchs. Diese vielfältigen Vorstellungen tragen zum Teil den jeweiligen persönlichen Gründen zum Wunsch nach einer Ordination Rechnung. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, dass nicht alle Anwärter/innen die Möglichkeit haben, Ordinierten-Gemeinschaften vor oder während der Entscheidungsfindung zu erleben und sich so über die Lebensumstände der Nonnen und Mönche in Deutschland zu informieren. Ein weiterer, nicht unwichtiger Aspekt ist, dass Klöster für Nonnen und Mönche gegründet und geleitet werden und dort der Vinaya die Grundlage des Zusammenlebens ausmacht. Zentren hingegen werden häufig von Laien gegründet und geleitet und die Zehn Heilsamen gelten als Grundlage für die Zentrumsgemeinschaft.
In folgendem link sind Klöster und Tempel in Deutschland aufgeführt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_buddhistischer_Tempel_und_Kl%C3%B6ster_in_Deutschland
Eine Auswahl buddhistischer Zentren verschiedener Traditionen können unter diesem Link gefunden werden:
https://buddhismus-deutschland.de/zentren-und-gruppen/
Alles in allem entspricht die Realität häufig nicht den Vorstellungen und Wünschen, die man sich vor der Ordination von einem Nonnen-/Mönchsleben macht. Deshalb möchten wir hier kurz einige der Lebensumstände von Ordinierten in Deutschland beschreiben. Folgende Beispiele und Beschreibungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit – sie stellen eine Auswahl der verbreitetsten Lebensumstände in Deutschland dar und sollen bezüglich der aktuellen Möglichkeiten für Ordinierte in Deutschland aufklären.
Unterschiede im Ordinierten-Leben gibt es nicht nur, je nachdem, in welcher Tradition man sich ordinieren lässt – also Theravada (Lehre der Älteren) oder Mahayana (Großer Weg, darunter die tibetische Tradition oder andere asiatische Traditionen) – sondern ebenfalls traditionell, ob man Mönch oder Nonne wird.
Orte zum Leben und Praktizieren
Für Mönche gibt es hier in Deutschland Klöster, Tempel und Zentren:
- Kloster: Waldklöster, Theravada Tradition, dort leben deutsche Mönche, die von der Gemeinschaft unterstützt werden.
- Wat – Thai Tempel in der Theravada Tradition. Dort leben sowohl asiatische als auch deutsche Mönche und werden von der zugehörigen Laiengemeinschaft (überwiegend Asiaten) mit Nahrung und anderen Lebensnotwendigkeiten versorgt.In der Theravada Tradition ist der Almosengang an manchen Orten auch in Deutschland üblich.
- Pagoden – vietnamesische Tempel in der Mahayana Tradition. Auch hier leben asiatische und
deutsche Mönche zusammen und sie werden von der Laiengemeinschaft (überwiegend Asiaten) mit Nahrung und anderen Lebensnotwendigkeiten versorgt. - Zentren, sowohl Theravada als auch Mahayana (inklusive tibetisch buddhistische Zentren) in denen Mönche leben können.
- Alleine in einer Wohnung oder als Gast bei Freunden wohnend – mit Sponsor.
Allgemein kann gesagt werden, dass es für Mönche eher möglich ist, einen Platz zum Leben in einer Gemeinschaft und Unterstützung zum Lebensunterhalt zu erhalten. Somit können sie relativ viel Zeit dem Studium und der Meditation widmen und gegebenenfalls selbst unterrichten – oder Unterweisungen übersetzen. Also Arbeiten mit Bezug zum Dharma verrichten.
Für Nonnen gibt es in Deutschland ebenfalls Klöster, Tempel und Zentren:
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- Kloster: Die Nonnen leben hier gemeinsam, sie erhalten im Idealfall eine Ausbildung und der Lebensunterhalt wird von der Laiengemeinschaft bestritten. Es gibt auch ein tibetisch buddhistisches Nonnenkloster, das von Nonnen privat finanziert und gegründet worden ist. Inzwischen gibt es Unterstützung durch Spenden.
- Zentren: eine Möglichkeit für meist tibetisch buddhistische Nonnen. Die Nonnen leben dort im Rahmen unterschiedlicher Vereinbarungen mit den Zentren. Meist erhalten sie Kost und Logis, ein kleines Taschengeld und übernehmen dafür vielseitige Aufgaben für das Zentrum. Gerne werden ihnen Aufgaben im Bereich Hauswirtschaft übertragen, manchmal auch Aufgaben im Büro. Manche Nonnen zahlen auch Miete an die Zentren und müssen selbst für ihre Lebensmittel, Gebrauchsgüter und Krankenversicherung aufkommen.
- Alleine wohnen: davon sind hauptsächlich tibetisch buddhistischen Nonnen betroffen. Sie sind Mieter einer Wohnung oder besitzen eine Wohnung. Mangels Sponsoren oder anderer Unterstützung müssen einige Nonnen entweder einer weltlichen Tätigkeit nachgehen (Teilzeit, auch mehr als 50%), oder begeben sich erst ins Ordiniertenleben, wenn sie bereits in Rente sind. Manche Nonnen verlassen nach einer Weile das Zentrum, in dem sie gearbeitet und gelebt haben und wohnen dann oft alleine – die Lebensumstände in Zentren sind nicht einfach für Nonnen.
- Eigenes Zentrum gründen: die Alternative, wenn eine Nonne weder in einem Zentrum noch alleine lebt. Sie lehrt das Dharma, wozu sie allerdings vorher eine Ausbildung gehabt haben sollte.
Nonnen, die für ihren Lebensunterhalt einer weltlichen Tätigkeit nachgehen müssen, haben verständlicherweise entsprechend weniger Zeit für ihre Ausbildung, Studium und Praxis. Nicht alle Nonnen wohnen in der Nähe eines Zentrums und es gibt vielerorts keine Nonnengemeinschaft.
Generell werden Nonnen, die in Zentren und Vereinen wohnen, bevorzugt zu Arbeiten rund um die Hauswirtschaft herangezogen. Eine Ausbildung nach der Ordination ist für sie nicht automatisch garantiert. Auch Zeit für das eigene Studium und Meditation ist nicht immer in einem angemessenen Rahmen gewährleistet.